Der Apfelstrudel ist wohl eines der bekanntesten und beliebtesten Desserts der österreichisch-deutschen Küche. Dieses traditionelle Gebäck verbindet Generationen von Familien und ist ein wahres Symbol für die Kunst des Backens. Das Geheimnis eines perfekten Apfelstrudels liegt in der Herstellung des papierdünnen Strudelteigs und der perfekt gewürzten Apfelfüllung.
Omas Apfelstrudel-Rezept ist mehr als nur eine Anleitung - es ist ein Stück Familiengeschichte, das von Hand zu Hand weitergegeben wird. Die Kunst, den Teig so dünn auszuziehen, dass man eine Zeitung darunter lesen kann, erfordert Übung und Geduld, aber das Ergebnis ist jeden Aufwand wert.
Die Geschichte des Apfelstrudels
Der Strudel hat seine Wurzeln im Orient und kam über das Osmanische Reich nach Österreich-Ungarn. Während der Türkenkriege im 17. Jahrhundert lernten die Österreicher die Kunst der dünnen Teigherstellung kennen. Aus dieser Begegnung entwickelte sich im Laufe der Zeit der typisch österreichische Apfelstrudel, der sich von dort aus in ganz Deutschland verbreitete.
Besonders in Bayern, Baden-Württemberg und anderen süddeutschen Regionen wurde der Apfelstrudel zu einem festen Bestandteil der regionalen Küche. Jede Familie entwickelte ihre eigenen Tricks und Geheimnisse für den perfekten Strudel.
Zutaten für Omas Apfelstrudel
Für den Strudelteig:
- 300 g Mehl (Type 405)
- 1 Ei (Größe M)
- 2 EL Sonnenblumenöl
- 1 TL Essig
- 150 ml lauwarmes Wasser
- 1 TL Salz
- Mehl zum Arbeiten
Für die Apfelfüllung:
- 2 kg säuerliche Äpfel (z.B. Boskoop, Jonagold)
- 100 g Semmelbrösel
- 80 g Butter
- 80 g Zucker
- 1 TL Zimt
- 1 Prise Salz
- 60 g Rosinen
- 60 g gehackte Walnüsse (optional)
- Abgeriebene Schale einer halben Zitrone
- 2 EL Rum (optional)
Zum Bestreichen und Fertigstellen:
- 60 g Butter, zerlassen
- Puderzucker zum Bestäuben
Zubereitung - Schritt für Schritt
Schritt 1: Der Strudelteig
- Mehl in eine große Schüssel sieben. In die Mitte eine Mulde drücken.
- Ei, Öl, Essig, Salz und das lauwarme Wasser in die Mulde geben.
- Mit einem Holzlöffel von innen nach außen zu einem glatten Teig verarbeiten.
- Den Teig auf eine bemehlte Arbeitsfläche geben und 8-10 Minuten kräftig kneten, bis er glatt und elastisch ist.
- Den Teig zu einer Kugel formen, mit einem warmen, feuchten Tuch abdecken und 30 Minuten ruhen lassen.
Schritt 2: Die Apfelfüllung
- Die Äpfel schälen, entkernen und in dünne Scheiben schneiden.
- Mit Zucker, Zimt, Zitronenschale und Salz vermischen. Bei Verwendung von Rum diesen hinzufügen.
- Rosinen und Walnüsse untermischen.
- Die Butter in einer Pfanne erhitzen und die Semmelbrösel goldbraun rösten. Abkühlen lassen.
Schritt 3: Das Ausziehen des Teigs (Der wichtigste Schritt!)
- Ein großes, sauberes Küchentuch auf den Tisch legen und mit Mehl bestäuben.
- Den Teig darauflegen und mit dem Nudelholz dünn ausrollen.
- Nun kommt der schwierigste Teil: Mit den Handrücken unter den Teig greifen und ihn vorsichtig von der Mitte nach außen ziehen.
- Den Teig dabei ständig drehen und weiter ausziehen, bis er papierdünn ist und das ganze Tuch bedeckt.
- Dicke Ränder mit einem Messer abschneiden.
Schritt 4: Das Füllen und Rollen
- Den Teig mit der Hälfte der zerlassenen Butter bestreichen.
- Die gerösteten Semmelbrösel gleichmäßig über zwei Drittel des Teigs streuen.
- Die Apfelfüllung auf einem Drittel des Teigs (am Rand) verteilen.
- Mit Hilfe des Küchentuchs den Strudel vorsichtig einrollen. Dabei die Enden einschlagen.
- Den Strudel auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen. Naht nach unten.
Schritt 5: Das Backen
- Backofen auf 200°C Ober-/Unterhitze vorheizen.
- Den Strudel mit der restlichen Butter bestreichen.
- 35-40 Minuten backen, bis er goldbraun ist. Während des Backens 2-3 Mal mit Butter bestreichen.
- Aus dem Ofen nehmen und leicht abkühlen lassen.
- Mit Puderzucker bestäuben und warm servieren.
Omas Geheimtipps für den perfekten Strudel
- Teig-Temperatur: Der Teig und das Wasser sollten lauwarm sein. Kalter Teig lässt sich schwerer ausziehen.
- Ruhezeit einhalten: Der Teig muss mindestens 30 Minuten ruhen, damit das Gluten entspannt und der Teig elastisch wird.
- Warme Hände: Waschen Sie Ihre Hände vor dem Ausziehen mit warmem Wasser - warme Hände arbeiten besser mit dem Teig.
- Geduld beim Ausziehen: Lassen Sie sich Zeit und ziehen Sie den Teig langsam und gleichmäßig. Risse können Sie vorsichtig zusammendrücken.
- Nicht zu nasse Äpfel: Lassen Sie die Apfelmischung vor dem Füllen kurz stehen und gießen Sie überschüssigen Saft ab.
- Semmelbrösel als Schutz: Die gerösteten Semmelbrösel verhindern, dass der Apfelsaft den Teig aufweicht.
Variationen von Omas Grundrezept
Quarkstrudel
Für eine herzhafte Variante können Sie die Äpfel durch eine Quarkmasse ersetzen: 500g Quark, 2 Eier, 80g Zucker, Vanille und Rosinen.
Kirschstrudel
In der Kirschsaison verwenden Sie 1 kg entsteinte Kirschen statt Äpfel. Erhöhen Sie den Zucker auf 120g und verwenden Sie zusätzlich 2 EL Speisestärke.
Topfenstrudel (österreichische Art)
Eine Mischung aus Topfen (Quark), Vanille, Zucker und Rosinen - ein Klassiker der österreichischen Küche.
Die richtige Lagerung und das Aufwärmen
Frisch gebackener Apfelstrudel schmeckt am besten warm. Falls Reste übrig bleiben, können Sie diese im Kühlschrank aufbewahren und am nächsten Tag bei 150°C für 10-15 Minuten wieder aufwärmen. Der Strudel wird dabei wieder knusprig.
Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden
- Teig reißt beim Ausziehen: Der Teig war zu kalt oder hatte zu wenig Ruhezeit. Kleine Risse können Sie vorsichtig zusammendrücken.
- Strudel wird nicht knusprig: Zu viel Feuchtigkeit in der Füllung oder zu niedrige Backtemperatur.
- Füllung läuft aus: Die Ränder wurden nicht richtig eingeschlagen oder der Teig war zu dünn an den Seiten.
- Teig ist zu dick: Mehr Geduld beim Ausziehen - der Teig muss wirklich papierdünn sein.
Dazu passt der Apfelstrudel
Traditionell wird Apfelstrudel mit Vanillesauce, Schlagsahne oder Vanilleeis serviert. In Österreich ist auch ein Klecks saure Sahne sehr beliebt. Dazu passt ein guter Kaffee oder ein Glas süßer Weißwein.
Fazit
Omas Apfelstrudel-Rezept ist mehr als nur ein Dessert - es ist eine Reise in die Vergangenheit und ein Stück gelebte Tradition. Die Kunst der Strudelteig-Herstellung mag anfangs schwierig erscheinen, aber mit Übung und Geduld werden auch Sie bald Strudel backen können, die Oma stolz gemacht hätten. Das Geheimnis liegt in der Liebe zum Detail und der Freude am Backen. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn der erste Versuch nicht perfekt wird - auch Oma musste üben, bis ihr Strudel zum Familienlegenden wurde.